300 Tage und Nächte in der Schattenwelt
Mit Bitterkeit und einem Funken Humor schaut Emilia, eine 93-jährige Luxemburgerin aus Schifflingen, auf das düsterste Jahr ihres langen Lebens zurück, das ihr Dasein von Grund auf verändert hat.
Zwischen Juni 1944 und April 1945 war die gebürtige Italienerin mit ihrer gesamten Familie in verschiedene Gefangenenlager der Nazis verschleppt worden, um dort Schwerstarbeit zu verrichten: 300 Tage und Nächte, in denen das Leben der Sippe auf den Kopf gestellt wurde, und aus denen sie mit einer schweren Behinderung entlassen wurde. 75 Jahre später ist sie bereit, der Nachwelt ihre Erfahrungen zu erzählen.
Ihre emotionale Geschichte beginnt kurz nach dem Ersten Weltkrieg in Italien mit der Heirat ihrer Eltern, Mathilde und César. Eindrucksvoll beschreibt sie, wie diese zwischen den Kriegen den Weg ins Großherzogtum fanden.
Die schlimmen Geschehnisse im Laufe des letzten Kriegsjahres haben es nur vorübergehend geschafft, ihre herzhafte Lebenslust zu dämmen, obwohl sie bis heute unter schmerzhaften Spätfolgen zu leiden hat.
Ganz lässt sich die Vergangenheit nicht abschütteln, aber Millys unverwechselbares Lachen ist geblieben.
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Renée Stoll stammt aus Luxemburg/ Stadt, wo sie auch aufgewachsen ist. Sie ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Sobald sie lesen konnte, begeisterte sie sich für Bücher und schrieb schon im Kindesalter immer wieder Geschichten. Nach dem Abitur absolvierte sie das Staatsexamen und war anschließend in verschiedenen Diensten mehrerer Gemeindeverwaltungen angestellt. In den 1980er Jahren hat sie als freie Mitarbeiterin zahlreiche Beiträge zur Revue geliefert. 2014 erschien unter dem Pseudonym Helen Hansen ihr erster Roman „Weine nicht um den zerbrochenen Krug“. „Er nannte mich Mile“ ist ihr zweiter Roman.