Sie steht auf, sagt „Auf Wiedersehen, Dr. Berg“, nimmt sein „Ich wünsche Ihnen viel Glück“ wortlos entgegen und verlässt die Praxis. Und plötzlich laufen ihr Tränen die Wangen hinunter, rinnen ihren Hals hinab und verschwinden im Kragen ihrer Bluse. Rasch wendet sie ihr Gesicht ab. Keiner soll sehen, dass sie weint. Sara Hartmann hat Leukämie. Diese Diagnose trifft sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sie stellt ihr Leben, aber auch das ihrer Familie vollkommen auf den Kopf. Besonders Mara, Saras achtjährige Tochter, belastet die Krankheit ihrer Mutter sehr.
Mit viel Sensibilität erzählt Maryse Krier von Sara Hartmanns Auseinandersetzung mit ihrer Krebserkrankung und ihrer Erkenntnis, dass sie zu lange an ihrem Leben vorbeigelebt hat, aber auch von ihrem Entschluss, die ihr möglicherweise verbleibende Zeit sinnvoll zu nutzen.
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Maryse Krier, 1953 in Luxemburg geboren, studierte Germanistik und Anglistik an der Universität des Saarlandes. Von 1977 bis 2013 war sie Gymnasiallehrerin. Im Jahr 2000 erhielt sie den ersten Preis des Literaturwettbewerbs „Libertés“ der Vereinigung „Liberté de Conscience“. Ihre Erzählung „Herzschlag“ wurde 2004 unter dem Titel „Martha“ verfilmt. Maryse Krier hat bisher acht Bücher veröffentlicht, zuletzt 2015 den Roman „Die Andere“ und 2016 die satirischen Kurzgeschichten „Allen Ernstes“.